…heute muss die Landrätin selbst den Kopf hinhalten
Die Schulentwicklung – alle Landratskandidaten hatte sich das aufs Panier geschrieben – aber ohne konkret zu werden, weil das bekanntlich nur die Wählerstimmen reduziert.
Nun wird es ernst – im Februar 2017 soll nun etwas entschieden werden: wenn da nicht die lange Bank wäre, auf der allerdings kaum noch freie Plätze zu finden sind. OS Kalefeld vs. OS Gandersheim, OS Kreiensen vs. RS Löns vs. IGS Einbeck: viele Handschuhe sind im Ring, wer mag sie aufheben?
Nun sind einige (auch krude) Vorschläge in der Diskussion und alle Betroffenen reagieren, wie wir es erwarten: Ändere anderswo, aber nicht bei uns!
Bevor wir mit ins Gewühl stürzen: Wozu ist Schule eigentlich in erster Linie da? Meine Antwort: Für die Schüler. Und zwar in einer Form, die ermöglicht, dass den Schülern ein differenziertes Angebot für ihre Ausbildung gemacht wird; ein Angebot, das ihren unterschiedlichen Stärken, Schwächen und Neigungen nicht zu 100% entspricht, aber ihnen im Rahmen des Möglichen entgegenkommt und sie mitnimmt. Begabung heißt Begaben – um einen alten Kalauer der Nachkriegspädagogik zu bemühen, der – zumindest für mich – immer noch gilt.
Und dann haben wir die Schulorganisation und die Erbhöfe mit Plan- und Haushaltsstellen. Mag auch alles wichtig sein für das Lehrpersonal -ist aber nur die dritte oder vierte Priorität.
Als Folge der Baby-Boomer-Jahre mussten immer mehr Schulen gebaut werden, um der Nachfrage gerecht zu werden, als Folge der Baby-Verweigerung muss nun die umgekehrte Richtung eingeschlagen werden. Da muss man auch nicht spekulieren: die potentiellen Zugänge der Schulen nach der Grundschule sind per heute für die nächsten 10 Jahre bekannt. Da gibt es keine Überraschungen mehr, wir befinden uns ganz einfach im Sinkflug.
Und im Bereich der Haupt- und Realschulen, die vernünftigerweise oft in eine Verwaltungseinheit ‚Oberschule‘ zusammengelegt worden sind, benötigen wir eine gewisse ‚Größe‘, um den Schülern differenzierte Angebote in jedem Jahrgang zu machen, die den Begabungen und Leistungen der ‚Inhaftierten‘ entspricht: Bei zwei Klassen je Jahrgang in einer Oberschule haben wir doch letzlich immer nur eine Real- und eine Hauptschul-Klasse in Camouflage. Bei einer anzustrebenden Dreizügigkeit bedeutet das, dass eine untere gute Schulgröße bei 450 Schülern liegen könnte.
Nun liegen Vorschläge auf dem Tisch seitens der Kreisverwaltung, ebenso die Stellungnahmen der betroffenen aufzulösenden/zusammenzulegenden Einheiten. Und eine Stellungnahme des Kultusministeriums, die sich für mich wie eine Serie von Ohrfeigen liest (http://pvrat.de/ratsinfo/lknortheim/3072/MTMwXzAzLnBkZg==/12/n/33065.doc). Nun mag der zuständige Bearbeiter evtl. nicht in allen Fällen recht haben, aber für mich erzeugen die Ausführungen keinen direkten Eindruck von umsichtigem Handeln in Kreisverwaltung und Kreistag.
Nur die Highlights hier in kurz:
a) Die Gesamtbewertung: angesichts der Verpflichtung, auf die Entwicklung der Schülerzahlen organisatorisch zu reagieren, seien die Ausführungen des Landkreises nur „teilweise zielführend“. Nett ausgedrückt.
b) Für die Beurteilung der Schülerzahlen seien nicht die Vorgaben des Klassenbildungserlassen heranzuziehen (wie es wohl die Kreisverwaltung gemacht hatte), sondern die Vorgaben der SchulordnungsVO, die klare Zahlen für Mindestzügigkeiten vorgeben – ohne Einrechung der Inklusionsfälle. Das nennt man Nachhilfe.
c) In $4 der SchulOrgVO seien Vorgaben für die Mindestgröße der Schule festgelegt: 2 Züge á 24 Schüler = 48; diese Vorgabe werde sowohl in Kalefeld als auch in Gandersheim seit Jahren nicht mehr erreicht, ohne dass Maßnahmen ergriffen wurden.
d) Die Bildung von Außenstellen (eine Variante des Landkreis-Plans) sei nicht in der Beurteilungs-Hoheit des Landkreises, sondern müsse von Schulleitung, Schulvorstand und Konferenzen entschieden werden – sofern die Rahmenbedingungen es überhaupt zuließen, was im Fall Kalefeld-Gandersheim höchstwahrscheinlich vom Kultusministerium nicht genehmigt werden würde. Fazit: Viel Lärm um Nichts, eine alternative Varianten, die von vornherein wie eine Totgeburt aussieht: sieht man das bei der Kreisverwaltung nicht oder ist das nur ein Ablenkungsmanöver?
e) Und als Zugabe gab’s dann noch was auf die Ohren:
– in der IGS Bodenfelde wäre seit Jahren Handlungsbedarf, da die Mindest-Schülerzahl nicht gehalten wird: „..untragbar seit längerer Zeit“.
– ebenfalls bestünde dringender Handlungsbedarf in Kreiensen
– dito kämen die gleichen Probleme auch in Dassel und Katlenburg
– in Northeim wäre es ebenso mit Realschule und G.-Hauptmann-Schule, wobei bei der Lösung auch die Th.-Mann-Hauptschule (100 Schüler) mit einbezogen werden sollte.
Ende gut – alles gut? Ich seh das leider (noch??) nicht…
Achja und PS: die armen Schüler, die dann nicht mehr zu Fuß in die Schule gehen können: die gibt es bereits heute nicht mehr, die Realität ist die, dass ca. 50% aller Schüler heute schon Fahrschüler sind: auch in Kalefelde, einer Gemeinde, die nur 20% der Bewohner des Alten Amts beherbergt. Und einem Schüler aus Sebexen ist es wohl ziemlich egal, ob der Bus morgens nach Gandersheim oder nach Kalefeld fährt…