Ja, was hat sich denn bewährt? Die Northeimer Mühlenstraße
als Einbahnstraße – allerdings nicht für Busse und Fahrräder. Aber was war denn
der Maßstab, was waren die Kriterien, aufgrund derer dieses Urteil gesprochen
wurde?
Schauen wir doch einmal ganz genau auf die Situation: Für
den Abschnitt zwischen Neustadt und Markt hat sich mit dieser Regelung
überhaupt nichts verändert – was soll sich da bewähren?
Bleiben also nur die Besucher der Innenstadt übrig, die aus
der Neustadt oder der Mauerstraße kommen. Bei der Betrachtung dieser ‚Massen‘
fallen aber per se die Verkehrsteilnehmer weg, die aus Westen und Süden bzw.
aus dem Wieterviertels kommen: denn die biegen nach rechts (Neustadt) oder
links (Mauerstr.) ab wie bisher. Für die hat sich auch nichts geändert oder neu
bewährt!
Bleiben also die Ossis und die Nordis übrig, die in den
guten alten Zeiten einfach nach rechts aus der Mauerstraße abbogen, um die
letzten 50 Meter der Mühlenstraße hin zum Mühlentor zu folgen. Für die
Zielrichtung ‚Ost‘ bietet sich jetzt nur noch an, der Mühlenstraße nach Süden
zu folgen und dann die wunderschöne Ansicht von Holzhäuserstraße und
Häuserstraße mitzunehmen, um nach Hause zu kommen. Wem das nicht reicht, der
kann auch die touristisch wertvolle Route über Entenmarkt, Kalandshaus,
Häuserstraße und Schaupenstiel wählen – die lassen nichts aus, um die
Innenstadt zu beleben! Damit wird auf jeden Fall etwas mehr Verkehr in der
Mühlenstraße produziert und die Anlieger der kleinen Kopfsteinpflasterstraßen
freuen sich auch ungemein über den zusätzlichen Durchgangs-Besuch!
Bleiben also die Nordstädter bzw. die Gäste aus Richtung Einbeck/Seesen übrig: Die konnten einfach auf der Mühlenstraße aus dem Parkplatz heraus wenden (denn der Verkehr dort ist immer überschaubar gewesen) und auf kürzestem Weg retour fahren. Oder aus Neustadt bzw. Mauerstraße nach Norden abbiegen und raus! Und es soll auch kein Geheimnis bleiben: Zu dieser hocherfreuten Gruppe zähle ich mich dazu!
Komme ich jetzt aus der Mauerstraße (guter Parkplatz-Tipp!),
dann darf ich in der Unteren Straße zusätzlich den Parkplatz des Altro Mondo
kontrollieren, bevor ich in die Stubenstraße einbiege, um dann als
Linksabbieger auf den Friedrich-Ebert-Wall zu gelangen und dann an der
Mühlenkreuzung zu warten: sinnlose 250 Meter mehr Autoverkehr und Abgas! Und
beim Linksabbiegen auf den Fr.-Ebert-Wall ist die Sicht eingeschränkt, oft noch
weiter verschlechtert durch parkende PKW der Restaurant-Besucher.
Bin ich dagegen Kunde in der Neustadt, kann ich immerhin noch
den Weg über die Stubenstraße nehmen – was aber immer das wenig erfreuliche
Links-Abbiegen am Friedrich-Ebert-Wall beinhaltet. Aber in einer
unnachahmlichen Art will man von Seiten der Stadt nun die Stubenstraße von der
Fahrtrichtung umkehren, damit der ‚Abkürzungsverkehr‘ (ja, richtig gelesen:
‚abkürzen‘ ist unerwünscht!) diesen Weg nicht mehr findet. Dann würde man
gezwungen, nach dem Einkauf bei Kniep mal eben zur Medenheimer Straße zu
fahren, um via Ampelanlage an der Brikett-Bar dann zurück zur Mühlenkreuzung zu
gelangen: ca. 300 Meter zusätzliche Fahrweg – Esso lässt danken und das Klima
grüßen!
Was hat sich also bewährt? Die Nachteile der Besucher! Was
hat sich verändert? Nichts! Und die Einrichtung eines gastronomischen
Freisitzes oder der Zustand der Fahrradbügel hat mit der Verkehrsregelung
absolut nicht zu tun – hier irgendetwas ableiten zu wollen, zeigt einmal mehr,
dass nicht alle das kausale Verstehen verstehen…
Aber wenn es in den ‚Geheimakten‘ doch noch einen
Kriterienkatalog gäbe, der vor und nach der Einführung empirisch gesichert
bewertet worden sein sollte und aus den Ergebnissen dann eine positive
Differenz ermittelt worden wäre, dann nehme ich natürlich alles zurück –
versprochen, Ehrenwort!