…muss immer nur der Verlierer
Es war knapp, aber erwartet. Die CDU zog wie immer in den letzten Jahren den Kürzeren. Da beide Kandidaten nicht persönlich überzeugen konnten, wurden die Stimmen für die Landratswahl so vergeben, wie sich die derzeitigen politischen Lager verteilen. Nimmt man die Wahlen in den letzten Jahren als Maßstab, so ist der Kreis Northeim-Einbeck tendenziell eher im rötlich-grünen Lager, auch wenn die bürgerlich-liberalen Anhänger fast aufschließen können. Deshalb heißen die direkt gewählten Parlamentsvertreter auch Priesmeier, Heiligenstadt und Schwarz (Namen können auch täuschen…)!
Aber es geht auch anders: wenn man am gleichen Tag die strahlenden Gesichter von Dreyer und Kretschmann gesehen hat, ahnt man, dass es tatsächlich auch einen Einfluss von Personen bzw. Persönlichkeiten gibt, der ein Ergebnis auch gegen den Trend drehen kann. Dieser Einfluss hat aber zwei Gesichter: zum einen kann es natürlich eine Lichtgestalt geben, die den Wähler mitzieht, zum anderen auch einen Kandidaten, der den Wähler abschreckt, sei es durch eigenes Unvermögen oder öffentlich präsentierte Hybris, durch ausgegrabene Leichen im Lebenslauf-Keller oder durch Zuweisung von Schuld und Verantwortung für Dinge, an denen sie/er manchmal auch nur peripher beteiligt war. Unsere beiden Bürgermeister Michalek und Thannhäuser (wie einige Jahre davor der FDP’ler Rabe) legen regional davon Zeugnis ab, dass unsere Wähler nicht immer den Hut auf der Stange wählen.
Diesmal allerdings keine Wunder, die bestehenden Verhältnisse wurden nicht ‚aufgemischt‘. 17.000 vs. 16.000 aus dem ersten Durchgang, das Rennen ging also um die herrenlosen 12.000 Stimmen. Im Endergebnis blieben 5.000 einfach zuhause, 4.000 gingen an die SPD, 3.000 an die CDU, das entspricht in etwa dem Verhältnis zwischen Grünen und Liberalen, die entsprechend empfohlen hatten. Die im Wahlkampf vielbeschworene ‚Verwaltungserfahrung‘ hat wohl beim Wähler keinen wirklichen Nachhall gefunden, denn dann hätten die ‚Verwaltungs-Stimmen‘, die mutmaßlich bei Richert gelandet waren, eine viel stärkere Tendenz hin zu Klinkert-Kittel zeigen müssen. Im Rückblick hat sich Richert als Sammeleimer für alle die erwiesen, die mit der Kandidaten-Auswahl der großen Parteien nicht zufrieden waren – und die KandidatInnen haben mit ihrem Blümchen-Kaffee-Stil die Unzufriedenen nicht erreicht.
Am deutlichsten war das sicher im Ergebnis des 1.Wahlgangs in der Stadt Northeim, in der es keinen Heimat-Bonus für die KandidatInnen gab: nahezu Gleichverteilung mit leichtem Vorteil für AKK aufgrund des sozialdemokratischen Milieus in der Kreisstadt. Woran sollte sich auch der Wähler orientieren? Da blieb entweder das politische Grundmilieu oder der (stille) Protest, dass es die Lokalpolitik zum wiederholten Mal nicht geschafft hat, Kandidaten mit erkennbarem Profil aufzubauen und zu wählen. Und wenn der Protest-Kandidat weg ist: regiert das Milieu, die ’normale‘ Landkreis-Mehrheit.
Immer nur nett lächelnd zuhören, Verständnis zeigen, die bisherige Arbeit loben, harmonische Zusammenarbeit versprechen und keinesfalls etwas Konkretes über Themen wie Schulentwicklung oder Optimierung der Verwaltung oder der Flüchtlingsbetreuung sagen: das ist gepflegte Langeweile, die auch durch Wiederholung nicht gefällt. Das ist alles ganz nett, aber das reicht nicht – und wenn man dann auch noch ganz lieb zueinander ist und immer fast das Identische/Ähnliche will oder sagt – Demokratie lebt durch die inhaltliche Auseinandersetzung -, bleibt der Wähler ohne Anhaltspunkt zurück.
Vielleicht haben sie sich als ‚aufgepfropfte‘ Kandidaten auch nicht getraut, eine eigene ‚Tonspur‘ zu treffen. Bei Bernd von Garmissen kam zuweilen sogar der Eindruck auf, hier gäbe es ein ‚Betreutes Kandidieren‘: fast kein Auftritt ohne die Nannies Roy Kühne, Beatrix Rostalski-Tappe oder Heidrun Hoffmann-Taufall. Und worin half uns der letzte Auftritt mit David McAllister? Ein guter Redner, gewiss, aber der kandidierte nicht für den Landratsposten…
Auch die SPD tat sich keinen Gefallen mit Groß-Auftritten: Zwischen dem Abgeordneten Schwarz und der Sozialministerin Rundt hinterließ Klinkert-Kittel einen etwas verlorenen Eindruck – gottseidank fand das vor Parteimitgliedern und Fachpublikum statt und hatte keinen Nachhall. Aber nun ist es, wie es ist – und Astrid Klinkert-Kittel hat 5 Jahre Zeit zu zeigen, dass man an und mit den Aufgaben wachsen kann – ich wünsche dann mal Gutes Gelingen!